Die Neugierde, vielleicht doch noch etwas von der ehemaligen Burg in Konradsheim zu entdecken, lockte schon vor 100 Jahren „Altertumsforscher“ an. Besonders der Wiener Seidenfabrikant Karl Forster, ein jahrelanger Sommergast im Ybbstal und eifriger Förderer des 1905 eröffneten Museums Waidhofen/Ybbs, bemühte sich um die Erforschung der ehemaligen Burg. Im Juli 1913 ließ er durch Schüler der Realschule hinterm „Bäckerhaus“ (heute Ahrer-Kern) in den dortigen Felsspalten nachgraben „in der Erwartung, dass sich dort der Zugang zu dem sagenhaften, aus Ritterzeit stammenden Geheimgang in die Stadt hinunter eröffnen werde. Die Nachgrabung blieb ohne Erfolg. Nach fachmännischem Urteile seien das lauter natürliche, dem Kalksteingebiete überhaupt eigentümliche Spaltungen. Also ist‘s wieder nichts mit einer unterirdischen Rutschbahn!“ So kommentierte der damalige Pfarrer von Konradsheim Rudolf Gulich (1911 – 1930) das erfolglose Unternehmen ein wenig schadenfroh in der Pfarrchronik.
Doch Kommerzialrat Forster gab nicht gleich auf. Im Sommer 1926 versuchte er neuerlich sein Glück und diesmal förderten seine Grabungen am Hausstein auch tatsächlich Dinge ans Licht: So wurden ein gut erhaltenes Schwert mit Beingriff ausgegraben und zahlreiche Trümmer von Tongeschirr gefunden. Darunter fiel besonders das Mundstück eines Kruges auf, das die zierliche Form eines Schafwidderkopfes hatte. Der Bericht im „Boten von der Ybbs“ vom 22. Oktober 1926 erwähnt auch, wohin die Fundstücke gebracht wurden: Dem Vernehmen nach wurden die gefundenen Gegenstände zur Bestimmung der Zeit, aus welcher sie stammten, nach Wien eingesendet, sollten aber später dem Waidhofner Museum abgetreten werden.
Karl Forster, auch „Seiden- und Uhrenforster“ genannt, wagte sich daraufhin an die Presbyteriumsmauer der Konradsheimer Kirche heran, um mit Bohrungen auf eine erhoffte Gruft der Peilsteiner zu stoßen. Damit zog er sich den unverhohlenen Unwillen von Pfarrer Gulich zu. Der Geistliche ließ die ergebnislos gegrabenen Löcher zum größten Verdruss des Herrn Kommerzialrates wieder zumauern und verdarb dem neugierigen Forscher jede weitere Nachforschungslust, sodass dieser den Ort verließ – mit den überlieferten Worten:
„Solange dieser Pfarrer dort ist, sieht mich Konradsheim nicht mehr!“
Den Plan, im darauffolgenden Jahr 1927 den verschütteten Burgbrunnen auf dem Hausstein auszuräumen, um eventuell versenkte Wertsachen zu bergen, ließ Karl Forster wie angedroht fallen …